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Nadelstichverletzung: Präventions- und Sofortmaßnahmen

Eine Nadelstichverletzung am Arbeitsplatz kann zu schwerwiegenden Erkrankungen führen. Für ein erfolgreiches Sicherheits- und Gesundheitsmanagement sind daher Einweisungen und Schulungen der Mitarbeiter sowie die Erfassung aller Vorfälle im Verbandbuch notwendig.

Nadelstichverletzungen gelten als häufigste Unfallursache am Arbeitsplatz. Allein im Gesundheitswesen werden bis zu 500 000 Vorfälle jährlich registriert. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer wesentlich höher liegt. Schätzungen zufolge werden nur zehn Prozent aller Unfälle gemeldet. Dabei kann jede Nadelstichverletzung zu schwerwiegenden Infektionskrankheiten wie Hepatitis B, Hepatitis C oder HIV führen. Neben entsprechenden Präventions- und Sofortmaßnahmen sind eine detaillierte Erfassung aller Unfälle und deren systematische Auswertung erforderlich.

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Gefährdungsbeurteilung Nadelstichverletzung

Grundlage für ein funktionierendes Sicherheits- und Gesundheitsmanagement ist die Gefährdungsbeurteilung. Auch bei der Gefährdung durch eine Nadelstichverletzung muss im Vorfeld erfasst werden, welche Personalgruppen das größte Risiko für eine mögliche Infektion tragen.

potentielle Risikogruppen:

  • medizinisches Personal, z. B. Krankenschwestern
  • Pflegedienst
  • Entsorger
  • Reinigungspersonal
  • Beschäftige in Wäschereien
  • Labortechniker
  • Studierende in den entsprechenden Bereichen

Um Stich- oder Schnittverletzungen zu vermeiden, sollten alle Arbeitsprozesse aufeinander abgestimmt werden. Hier ist eine Befragung der betroffenen Risikogruppen zu deren Arbeitsumgebungen und -abläufen enorm hilfreich.

Zu einem umfassenden Maßnahmenplan gehören die Bereitstellung von Informationsmaterialien sowie die Schulung der Mitarbeiter. Die Aufklärung über die Gefährdungen durch eine Nadelstichverletzung und die notwendigen Schutzmaßnahmen erfolgt in der Regel durch Betriebsanweisungen. Empfehlenswert sind regelmäßige Wiederholungen der Schulungsinhalte.

Hinweis: Bei der Einführung von neuen Maßnahmen bietet sich ein breiter Maßnahmenkatalog an. Hier können Sie alle Abläufe aufeinander abstimmen und das Gesamtpaket wirksamer vermitteln. Achten Sie unbedingt darauf, ob neu eingeführte Maßnahmen zu neuen Gefahren führen können!

So schützen Sie sich und Ihre Mitarbeiter

Ziel von Arbeitsschutzmaßnahmen ist es, die Arbeitsorganisation an mögliche Risiken und Gefährdungen anzupassen und somit den Schutz der Mitarbeiter zu gewährleisten, beispielsweise durch entsprechende Einweisungen. Zwar lässt sich insbesondere im Gesundheitswesen die Gefahr einer möglichen Infektion nie gänzlich ausschließen, jedoch müssen sowohl im Vorfeld als auch im Falle einer Nadelstichverletzung entsprechende Maßnahmen getroffen werden.

Präventionsmaßnahmen*

  • Lassen Sie sich gegen Infektionskrankheiten impfen.
  • Nutzen Sie je nach Arbeitsbereich nadelfreie Infusionssysteme, Rundkörpernadeln oder Spritzen mit einziehbaren Kanülen.
  • Tragen Sie entsprechende Schutzkleidung.
  • Entsorgen Sie verwendete Kanülen in geeignete Behälter (kein Recapping).
  • Alle Mitarbeiter müssen im Vorfeld entsprechend eingewiesen werden.
  • Dokumentieren Sie die Einweisungen.

*Auszug

Sofortmaßnahmen*

  • Fördern Sie den Blutfluss aus der Wunde, beispielsweise durch behutsames Ausstreichen.
  • Üben Sie keinen Druck auf die Wunde aus.
  • Spülen Sie die Wunde mit fließendem Wasser oder steriler Kochsalzlösung aus.
  • Nutzen Sie Desinfektionsspray oder eine Wundspülung.
  • Melden Sie den Unfall und machen Sie einen Eintrag in das Verbandbuch.
  • Leiten Sie Handlungsempfehlungen für zukünftige Präventionsmaßnahmen ab.

*Auszug

Vorsicht: Eine Nadelstichverletzung ist ernst zu nehmen. Kommt es zu einer Infektion, können die Betroffenen als asymptomatische Träger von Viren ihren Beruf oftmals nicht mehr ausüben!

Insbesondere beim Umgang mit infektiösem Material muss bei einer Nadelstichverletzung eine Weiterleitung an einen erfahrenen Dienstarzt erfolgen. Unfallmeldungen sollten zudem unbedingt in einem Verbandbuch dokumentiert werden, um bei Nachfolgeschäden den betrieblichen Unfallschutz in Anspruch nehmen zu können.

Was gehört in ein Verbandbuch?

Die Dokumentation von Nadelstichverletzungen im Verbandbuch erscheint zunächst aufwendig. Die Spätfolgen einer möglichen Infektion sind jedoch nicht absehbar. Für die Versicherungsmeldung und die grundlegende Anerkennung als Arbeitsunfall ist ein Nachweis zwingend erforderlich.

Für Ihr Verbandbuch empfiehlt die Berufsgenossenschaft folgende Eintragungen (BGI 511-1):

  • Name der verletzten Person bzw. des Erkrankten
  • Datum und Uhrzeit
  • Abteilung und Arbeitsbereich
  • Hergang des Unfalls
  • Art und Umfang der Verletzung/Erkrankung
  • Name der Zeugen
  • Erste-Hilfe-Leistungen
    • Datum & Uhrzeit
    • Art und Weise der Maßnahmen
    • Name des Erste-Hilfe-Leistenden

Zur Unterstützung eines effektiven Risikomanagements sollten auch sogenannte Beinaheunfälle eingetragen werden. Dadurch lassen sich weitere Vorbeuge- und Korrekturmaßnahmen für den Arbeitsprozess im Alltag ableiten und entsprechende Maßnahmen formulieren.

„Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass jede Erste-Hilfe-Leistung dokumentiert und diese Dokumentation fünf Jahre lang verfügbar gehalten wird. Die Dokumente sind vertraulich zu behandeln.“

§ 24 Abs. 6 der Unfallverhütungsvorschrift „Grundsätze der Prävention“ (BGV A1)

Bei einer Nadelstichverletzung kann es mehrere Monate dauern, bis eine Infektionsübertragung bestätigt oder ausgeschlossen wird. Dies führt bei den Betroffenen oftmals zu erheblichen psychischen Belastungen. Auch hier ist es ratsam, im Vorfeld eine entsprechende Gefährdungsbeurteilung – am besten in digitaler Form – zu erstellen. Elektronische Unterweisungen helfen dabei, alle Mitarbeiter anschließend orts- und zeitunabhängig über eventuelle Gefahren und Risiken zu informieren.

Die Dokumentation von Arbeitsunfällen wie einer Nadelstichverletzung ist zentrale Aufgabe eines systematischen Sicherheits- und Gesundheitsmanagements. Der Einsatz einer professionellen HSQE Compliance-Management-Software reduziert den Aufwand für die Identifikation und Bewertung von Risiken am Arbeitsplatz und ermöglicht die rechtssichere Dokumentation aller Daten.

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Weiterführende Links

Risiko Nadelstich: Infektionen wirksam vorbeugen (BGW)

Leitfaden Nadelstichverletzungen (BGW)

Informationen zur Arbeitssicherheit für Führende, Leitende und Mitarbeitende (DRK)

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